Eine Inhaberstrategie für das Family Office

Auch im Family Office muss eine Inhaberstrategie sicherstellen, dass die Familie ihre dominierende Inhaberrolle erfolgreich wahrnehmen kann, sagt Prof. Dr. Peter May.

Peter May

 

Der globale Trend zum Family Office hat inzwischen auch Deutschland erreicht. Auch in der Heimat des German Mittelstand geht es nicht mehr nur um unternehmerischen Erfolg, soziale Verantwortung und regionale Verankerung. Immer mehr Unternehmerfamilien bewirtschaften auch ihre Vermögen gemeinsam – neben oder nicht selten auch anstelle des ursprünglichen Familienunternehmens.

Allerdings werden viele Family Offices von ihren Inhabern längst nicht so professionell gemanagt wie die Unternehmen in Familienhand. Immer öfter erreicht uns deshalb die Frage: Braucht auch das Family Office eine Inhaberstrategie? Und wie sollte sie aussehen?

Die erste Frage ist schnell beantwortet: Wenn eine Inhaberstrategie sicherstellt, dass die Familie ihre dominierende Inhaberrolle erfolgreich wahrnehmen kann, dann gilt das für ein Family Office nicht weniger als für ein Family Business.

 

6 Zimmer – 20 Fragen

Auch der zweite Schritt ist im Grunde genommen einfach. Denn die bestehende Logik unseres Inhaberstrategie-Hauses mit seinen sechs Zimmern passt auch für das Family Office.

Auch hier geht es darum, in einem gemeinsamen moderierten Prozess die folgenden Fragen zu beantworten:

1. Mitgliedschaft

  • Wer darf beim Family Office mitmachen?
  • als Gesellschafter
  • als Kunde
  • Wie organisieren wir die Mitgliedschaft (Stämme, Pools, juristische Personen)?
  • Welche Rechte und Pflichten sind mit dem jeweiligen Status verbunden (inkl. Ausschüttungen und Ausscheiden)?

2. Selbstverständnis

  • Was ist der Zweck (Purpose) des Family Offices?
  • Welche Ziele verfolgt es?
  • Welche Werte sind bei der Zielerreichung zu beachten?

3. Inhaber-Geschäftsmodell

  • Single- oder Multi-Family Office?
  • Wie bzw. wo wollen wir investiert sein? Warum?
  • Welche sonstigen Leistungen erbringt das Family Office (z. B. Service, Philanthropie)?
  • Welchen Rahmen (Guidelines) setzen wir dem Management?

4. Corporate Governance

  • Wie sieht die optimale Rechtsstruktur für unser Family Office aus? An welchen Kriterien orientieren wir uns dabei?
  • Wie sieht die optimale Governance-Struktur (Führung und Kontrolle) für unser Family Office aus?
  • Welche Rolle will und kann die Familie in der Governance spielen?

5. Family Governance

  • Wie sorgen wir für den notwendigen Zusammenhalt und ausreichendes Commitment (Emotional Value) für das Family Office und seine Leistungen bzw. Bestandteile?
  • Wie führen wir die Inhaber und die NxG professionell und geplant an ihre jeweilige Verantwortung heran?
  • Wie ist die Rolle der Partner?
  • Was tun wir im Konfliktfall?

6. Rollen

  • Welche Rollen gibt es?
  • Welche Anforderungen gelten für sie? Und wer entscheidet?
  • Wer füllt sie aus?

Ohne erfolgreiche Umsetzung ist alles nichts

Das gemeinsam erarbeitete Ergebnis muss anschließend umgesetzt werden, z. B. durch eine Familienverfassung für das Family Office, durch verschiedene Rechts- und Organisationsakte, durch Maßnahmen zur Asset Allocation oder Family Education-Programme. Mit einer professionell ausgeführten Kombination aus Inhaberstrategie, Maßnahmenplan, Umsetzung, Bestandsaufnahme und Korrekturmaßnahmen legen Sie den Grundstein für ein langfristig erfolgreiches Family Office.